11. Januar 2021
Berufstätigen pflegenden Angehörigen wollen die GRÜNEN ermöglichen, drei Monate bei Lohnersatz freigestellt zu werden. Dazu erklärt der Vorstand im Bundesverband wir pflegen e.V. Interessenvertretung und Selbsthilfe pflegender Angehöriger:
Berlin, 11. Januar 2021
Die vom Bundesvorstand der GRÜNEN vorgeschlagene Möglichkeit einer dreimonatigen Freistellung bei Lohnersatz, ist ein erster richtiger und wichtiger Schritt in der finanziellen und sozialen Sicherung von pflegenden Angehörigen. Er greift die von pflegenden Angehörigen und Experten im unabhängigen Beirat zur Vereinbarkeit Pflege und Beruf lang geforderte Lohnersatzleistung auf und gibt die Möglichkeit, diese zu erproben. Die Auszeit für drei Monate darf aber nicht das letzte sein, was für Menschen, die in der häuslichen Pflege gesellschaftlich wichtige Arbeit leisten, getan wird. Bei einer durchschnittlichen Pflegezeit in der häuslichen Pflege von 7 Jahren reichen drei Monate bei weitem nicht aus, um Pflege und Beruf zu vereinbaren. Eine Lohnersatzleistung sollte 36 Monate, mindestens jedoch adäquat zur Regelung des Elterngeldes gezahlt werden.
Der Alltag in der häuslichen Pflege ist häufig von extremer Belastung und Armut bestimmt. Dies wird in Studien seit Jahren immer wieder belegt. Corona hat 2020 die Lage für Millionen pflegender Angehöriger schmerzlich zugespitzt. 2021 muss die Politik endlich den Mut zu einer umfassenden Pflegewende finden und eine wirksame Unterstützung und finanzielle Entlastung für pflegende Angehörige auf den Weg bringen.
Es braucht insgesamt mehr Flexibilität, weniger Bürokratie und bessere Möglichkeiten, selbstbestimmt über die Art der Versorgung zu entscheiden. Neben der Verbesserung der Vereinbarkeit von Pflege und Beruf, gehören dazu auch Maßnahmen zur armutsfesten Altersabsicherung für pflegende Angehörige und ein Entlastungsbudget indem Kurzzeit-, Verhinderungs- und Tagespflege zusammengeführt werden. Dabei darf es keine Kosteneinsparung durch die Hintertür geben. Die für die Pflege in Deutschland unverzichtbaren Leistungen von 5 Mio. pflegenden Angehörigen haben echte Wertschätzung verdient.