15. März 2022
Bundesverband wir pflegen e.V. fordert Pflegegipfel und einen Masterplan Pflege zur Verminderung des Pflegenotstands in der häuslichen Pflege.
Bedarfsgerechte Entlastungsangebote für pflegende Angehörige, soziale und finanzielle Absicherung, bessere Informations- und Beratungsstrukturen und mehr Mitspracherechte in den pflegepolitischen Prozessen fordert wir pflegen e.V. mit den neuen Handlungsempfehlungen „Mehr Pflege wagen“ in Anlehnung an den Koalitionsvertrag.
„Die Belastungsgrenze in der häuslichen Pflege ist vielfach schon deutlich überschritten,“ kommentiert Vorstandsmitglied Edeltraut Hütte-Schmitz den pflegepolitischen Vorstoß des Bundesverbands.
„Krieg und Menschenrechtsverbrechen in Ukraine, Palästina, Jemen und anderen Ländern bedrohen erneut den Weltfrieden. Wir alle sind jetzt gefordert, solidarisch und mutig zu handeln. Gleichzeitig darf der derzeitige Fokus auf die außenpolitische Situation und die Pandemie aber nicht dazu führen, dass wichtige Handlungsbedarfe in der Pflegeversorgung vernachlässigt werden.“
Heiner Stockschlaeder, Mitglied der Fachkommission Pflegepolitik des Bundesverbands, bezeichnet die Sicherstellung der Pflege und Betreuung hilfe- und pflegebedürftiger Personen in Deutschland, insbesondere in der häuslichen und ambulanten Pflege, als eine der größten Herausforderungen der nächsten Jahre.
„Der Barmer Pflegereport 2021 sieht Deutschland auf dem besten Wege, in einen dramatischen Pflegenotstand zu geraten. Nur ein koordiniertes und gemeinsames Zusammenwirken aller Akteure kann die vielfachen Herausforderungen bewältigen.“
„Weil pflegende Angehörige 80% aller Pflege in Deutschland leisten, muss Pflege von und mit pflegenden und sorgenden Angehörigen als gleichberechtigte Partner in der Pflege gedacht und geplant werden. Wir appellieren an die Bundesregierung und die Länder, mit einem Pflegegipfel und Masterplan Pflege ihre Handlungsbereitschaft zu signalisieren.“
Bedarfsgerechte Entlastungsangebote
Aufgrund fehlender Unterstützung sind viele Familien, insbesondere Frauen, gezwungen, bis zur Erschöpfung und weit über ihre Kräfte hinaus Pflege zu leisten. „Dringend benötigte Unterstützungsleistungen stehen auf dem Pflegemarkt oft nur eingeschränkt oder gar nicht zur Verfügung. Dies betrifft insbesondere Leistungen ambulanter Pflegedienste, haushaltsnahe Dienstleistungen, Kurzzeitpflege, Tagespflege oder Verhinderungspflege. Es ist bittere Realität, dass Pflegeverträge kurzfristig gekündigt werden, insbesondere bei aufwändig zu pflegenden Kindern oder Menschen mit herausforderndem Verhalten“, erklärt Stockschlaeder.
Zur sozialen und finanziellen Absicherung fordert wir pflegen e.V. zudem Maßnahmen zum Schutz vor Altersarmut und bessere Rahmenbedingungen zur Vereinbarkeit von Pflege und Beruf, zum Beispiel durch einen Lohnersatz wie beim Elterngeld.
Häusliche Pflege als gesamtgesellschaftliche Aufgabe
In den Handlungsempfehlungen heißt es: „Häusliche Pflege muss endlich als gesamt-gesellschaftliche Aufgabe geplant, finanziert und geleistet werden. Hierzu gehört auch ein Umbau des Finanzierungssystems der pflegerischen Versorgung hin zu einer solidarischen Finanzierungsform, die es allen Pflegebedürftigen in Deutschland gestattet, unabhängig von den eigenen finanziellen Rahmenbedingungen Pflege so zu gestalten wie es gewünscht, geboten und menschenwürdig ist.“
Die Handlungsempfehlungen stehen hier zum Download bereit.