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Pressemitteilungen

Zukunft der Pflege: Bundesverband pflegender Angehöriger fordert mehr Entlastung vor Ort


14. November 2024

Berlin – Mit Blick auf die Neuwahl 2025 fordert der Bundesverband wir pflegen e.V., Interessenvertretung und Selbsthilfeorganisation pflegender Angehöriger, alle politischen Parteien auf, die Entlastung pflegender Angehöriger und die Sicherung einer bedarfsgerechten pflegerischen Versorgung in ihren Wahlprogrammen zu priorisieren.

Deutschlandweit mangelt es an Entlastungsangeboten vor Ort für die häusliche Pflege. Weil die Versorgung pflegebedürftiger Menschen vor Ort nicht sichergestellt ist, müssen viele Aufgaben von pflegenden Angehörigen übernommen werden. Pflege und Beruf lassen sich oft nicht mehr vereinbaren. Viele Pflegende Angehörige schränken ihre berufliche Tätigkeit ein oder geben ihren Beruf ganz auf. Damit verliert die Wirtschaft dringend benötigte Fachkräfte und der Staat Steuer- und Beitragszahler.  

„Die größte Herausforderung für pflegende Angehörige ist die fehlende Entlastung vor Ort“, erklärt Edeltraut Hütte-Schmitz, Vorstandsmitglied des Bundesverbandes wir pflegen e.V. „Wir brauchen eine umfassende Strukturreform. Statt die ambulante Versorgung fast ausschließlich der Gesundheits- und Pflegewirtschaft zu überlassen, muss sie auch Teil der öffentlichen, insbesondere kommunalen Daseinsvorsorge werden. Kommunen benötigen erweiterte Rahmenbedingungen, um in den Ausbau zugehender Beratung und neuer zivilgesellschaftlicher Initiativen zu investieren.“

Pflege muss gesamtgesellschaftliche Aufgabe werden

Pflege dürfe außerdem nicht länger als individuelle Verantwortung der Familien betrachtet werden. Hütte-Schmitz weiter: „Häusliche Pflege muss endlich als gesamtgesellschaftliche Aufgabe geplant, finanziert und geleistet werden. Hierzu gehört die Entwicklung der Pflegeversicherung zu einer Pflegevollversicherung, die auf einer breiteren und solidarischeren Finanzierungsbasis beruht. Eine Basis, der alle Einkommen zugrunde liegen.“ Die derzeitige soziale Pflegeversicherung deckt nur einen Teil der entstehenden Pflegekosten ab. Eigenanteile, die die pflegenden Haushalte selbst tragen müssen, steigen mit zunehmendem Pflegebedarf und führen immer häufiger zu einer finanziellen Überlastung. „Die Schließung dieser Gerechtigkeitslücke ist nur durch eine Pflegevollversicherung möglich“, so Hütte-Schmitz.

Mehr Selbstbestimmung und Wahlmöglichkeiten für pflegende Angehörige

Neben finanziellen Entlastungen fordert der Bundesverband auch mehr Selbstbestimmung und Wahlmöglichkeiten für Pflegebedürftige und ihre Angehörigen. Die vorhandenen Entlastungsangebote müssen flexibler und besser auf die individuellen Bedürfnisse abgestimmt werden. „Ein persönliches Entlastungsbudget, das alle Leistungsansprüche der häuslichen Pflege bündelt und für alle vor Ort verfügbaren Pflegesachleistungen genutzt werden kann, ist dringend notwendig“, erklärt Hütte-Schmitz.

Jochen Springborn, der seit 20 Jahren seine Frau pflegt, betont: „Wir können viele Leistungen, die uns zustehen nicht nutzen, weil Entlastungsangebote fehlen oder nicht bedarfsgerecht sind. Tagespflegeeinrichtungen sind oft nur auf die Betreuung älterer Menschen ausgerichtet und nicht auf die Pflege jüngerer Pflegebedürftiger. Die entsprechenden Budgets verfallen dadurch. Demgegenüber müssen wir aber hohe Eigenanteile auch in der häuslichen Pflege bezahlen. Als pflegender Angehöriger habe ich keine Wahlmöglichkeiten, denn die Pflege muss erfolgen. Die Vereinbarkeit von Pflege und Beruf ist eine riesige Herausforderung und nur durch umfassende Unterstützung meines Arbeitgebers möglich.“

Bärbel Börger, die ihre 9-jährige Tochter mit einer Behinderung pflegt, bestätigt: „Die Pflege eines Kindes mit Behinderung ist eine lebenslange Aufgabe, die nicht mit dem Eintritt ins Erwachsenenalter endet. Das führt zu enormen Einschränkungen in der finanziellen und persönlichen Freiheit unserer Familien. Pflegende Familien brauchen daher für die Vereinbarkeit von Pflege und Beruf gute Rahmenbedingungen sowie bedarfsgerechte Entlastungsmöglichkeiten, um ihr Leben genauso selbstbestimmt gestalten zu können wie andere Familien auch.“

„Wir müssen gemeinsam dafür sorgen, dass Pflege nicht länger eine Aufgabe ist, die Familien allein tragen müssen. Nur so kann eine zukunftsfähige Pflegeversorgung für alle Menschen in Deutschland gewährleistet werden“, so Hütte-Schmitz abschließend.

Die Positionspapiere des Bundesverbandes zur Bundestagswahl 2025:

Positionspapier "Für einen Paradigmenwechsel in der Pflegeversorgung" herunterladen

Positionspapier "Pflegende Eltern nachhaltig stärken" herunterladen

Pressekontakt:

Lisa Thelen, Referentin für Medien und Öffentlichkeitsarbeit

E-Mail: medien(at)wir-pflegen.net

Mobil: 030 4597 5750

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