Die Ruhrgebietskonferenz und wir pflegen in NRW e.V. diskutieren gemeinsam über neue Wege aus der Versorgungskrise
Der Begriff „Dunkelflaute“ stammt ursprünglich aus der Energiewirtschaft und beschreibt eine Phase, in der weder Solar- noch Windenergie ausreichend Strom liefern. Übertragen auf die Pflege steht er sinnbildlich für die aktuellen und zukünftigen Herausforderungen des deutschen Pflegesektors: Es fehlt an Personal, die Infrastruktur ist unzureichend, und bereits heute kann die Versorgung vieler Pflegebedürftiger nicht mehr sichergestellt werden. Die Nachfrage übersteigt das Angebot bei Weitem. Während es in der Energieversorgung in diesem Winter nur vereinzelt zu Engpässen kam, herrscht in der Pflege täglich „Dunkelflaute“.
Diese Krise und Ideen zu deren Bewältigung sind die Themen eines gemeinsamen digitalen Fachtags der Ruhrgebietskonferenz-Pflege und der Interessenvertretung wir pflegen in NRW e.V. am 19. März 2025 (13–16 Uhr) auf Zoom. Anmeldung ab sofort hier.
Der Personalmangel ist kein neues Problem. Seit Jahren weisen die Pflegearbeitgeber auf unsichtbare Warteschlangen vor Pflegediensten und stationären Einrichtungen hin. Täglich zeigt sich die Belastung in überfüllten E-Mail-Postfächern und endlosen Telefonanfragen. Betroffene fühlen sich im Stich gelassen, während viele Pflegekräfte frustriert sind, weil sie den Bedarfen nicht gerecht werden können. Die Folgen der Dunkelflaute in der Pflege müssen heute schon die pflegenden Angehörigen schultern, indem sie zunehmend die Versorgung ohne oder mit nur geringer Unterstützung bewältigen müssen, bis hin zur völligen Erschöpfung.
Lösungsansätze: Mehr Zusammenarbeit und Innovation
Einfache Antworten auf diese komplexen Herausforderungen gibt es nicht. Viele Lösungsvorschläge liegen seit Langem auf dem Tisch. Jetzt braucht es endlich eine Pflegepolitik, die diese auch umsetzt.
- Internationale Arbeitskräfte anwerben: Eine gezielte Anwerbung aus dem Ausland muss intensiviert werden.
- Bessere Ausbildung und Quereinstieg: Die Förderung der Pflegeausbildung sowie Programme für Quer- und Wiedereinsteiger sind essenziell.
- Digitalisierung ausbauen: Pflegeroboter, KI-gestützte Dokumentationssysteme und Telemedizin können den Arbeitsaufwand reduzieren.
- Mehr Pflegeassistenzkräfte: Der Ausbau von Helferberufen entlastet Fachkräfte, die sich dann auf medizinisch-pflegerische Aufgaben konzentrieren können.
- Stärkung der pflegenden Angehörigen: Geeignete Qualifizierungsangebote, finanzieller Ausgleich und der Aufbau von Unterstützungsnetzwerken helfen pflegenden Angehörigen.
- Prävention vor der Pflege: Verzögerung des Eintritts eines Pflege-/Betreuungsbedarfs, Dämpfung der Zunahme der Pflegebedürftigkeit
- Aufhebung der Sektorengrenzen: Pflege- und Betreuung muss unabhängig vom Wohnort und der Wohnsituation der Betroffenen organisiert und finanziert werden können.
Darüber hinaus braucht es grundlegende politische Reformen:
- Neue Wohnformen: Der Auf- und Ausbau von kleinräumigen Wohn- und Betreuungsformen (WG´s und Mehrgenerationenwohnen) muss besser gefördert und weniger reglementiert werden.
- Community-Nursing: Regionale Pflege- und Betreuungsnetzwerke können das Zusammenspiel von familiärer und professioneller Pflege verbessern.
- Reform der Finanzierung: Ein neues Finanzierungssystem muss Pflegekosten besser absichern.
- Mehr politische Einflussnahme: Pflege muss aktiver in politische Prozesse einbezogen werden, um die Versorgung zu verbessern.