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Medienberichte

NDR: Arm durch Pflege: Wenn Angehörige alles geben und alles verlieren

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NDR: Arm durch Pflege: Wenn Angehörige alles geben und alles verlieren

Mit der Pflege von Angehörigen ist ein hohes Armutsrisiko verbunden. In einer aktuellen Reportage des NDR wird deutlich, wie sehr pflegende Angehörige finanziell unter Druck geraten. Nicole Knudsen von wir pflegen Schleswig-Holstein e.V. und Mitglied im Bundesvorstand wir pflegen e.V. sprach im Interview über die Herausforderungen:

„Die meisten pflegenden Angehörigen sind im erwerbsfähigen Alter. Und müssen aufgrund der Pflegeaufgaben und der Pflegeverantwortung ihren Job ganz aufgeben oder ihre Stunden reduzieren. Und das führt natürlich zu Einkommensverlusten. Jeder fünfte pflegende Angehörige ist unmittelbar armutsgefährdet, bei Frauen ist es sogar jede vierte.“

Der Grund dafür liegt nicht zuletzt in der mangelnden Pflegeinfrastruktur: Entlastungsangebote wie Tages- oder Nachtpflege, Verhinderungs- oder Kurzzeitpflege sind vielerorts nicht verfügbar – besonders in ländlichen Regionen. Der bestehende Pflegefachkräftemangel verschärft diese Situation zusätzlich. Ohne Unterstützung bleibt vielen Betroffenen nur der Rückzug aus dem Berufsleben – mit allen finanziellen Konsequenzen.

Lohnersatz statt leere Versprechen

Auf die Frage, welche politischen Maßnahmen helfen könnten, betont Nicole Knudsen:

„Die pflegenden Angehörigen haben erst mal überhaupt gar keine Ansprüche. Es gibt ein Pflegegeld, das ist in der Höhe abhängig vom Pflegegrad. Es muss eigentlich eine steuerbasierte Lohnersatzleistung geben.“

Ein Pflegegeld als Lohnersatzleistung – wie es aktuell auch in der politischen Diskussion ist – sei ein Schritt in die richtige Richtung, aber noch nicht ausreichend:

„Es ist eine Lösung, aber nicht für alle Altersgruppen, nicht für alle Pflegesettings und nicht alle Pflegesituationen. Aber grundsätzlich ist eine Anerkennung und eine Wertschätzung dieser Sorgearbeit von pflegenden Angehörigen natürlich wichtig und sehr, sehr eilig.“

Ein konkreter Vorschlag: Ein Einkommensersatz aus der Bündelung von bestehenden Leistungsansprüchen 

Der Verein wir pflegen macht einen konkreten Vorschlag: Ein Einkommensersatz könnte aus der Bündelung von bestehenden Leistungsansprüchen finanziert werden. Beispielsweise könnten die Leistungsansprüche aus den Leistungsbereichen Pflegesachleistung und Tagespflege zur Finanzierung des Einkommensersatzes herangezogen werden. Prämisse dafür wäre, dass die Pflegesachleistung und Tagespflege anderweitig nicht mehr zur Verfügung stehen.

„Wenn man das bei höheren Pflegegraden anwendet und genau dort im ländlichen Raum zum Beispiel, wo gar keine Entlastungseinrichtungen zur Verfügung stehen, wäre das eine Möglichkeit. Es muss natürlich deutlich über der Armutsgrenze liegen, sonst wäre einem ja nicht geholfen.“

Besonders pflegende Eltern – sie pflegen ein Leben lang – oder Alleinpflegende sind oft dauerhaft auf Sozialleistungen wie das Bürgergeld angewiesen. Hier braucht es dringend tragfähige Lösungen, die finanzielle Sicherheit bieten.

Die Videos stehen auf der Webseite des NDR zur Verfügung:

Den Beitrag in der Sendung Schleswig-Holstein 18:00 ansehen ab Minute 2:18

Den Beitrag im Schleswig-Holstein Magazin ansehen

Den Beitrag auf NDR.de lesen

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