Pressestatement | Wir brauchen größtmöglichen Schutz von pflegenden Angehörigen und gesellschaftliche Teilhabe
Pressestatement | Wir brauchen größtmöglichen Schutz von pflegenden Angehörigen und gesellschaftliche Teilhabe
Fast 80 Prozent aller Menschen mit Pflegebedarf werden im häuslichen Umfeld versorgt. Eine komplette Abschottung im Rahmen des Infektionsschutzes ist weder denkbar noch wünschenswert. Für Menschen ist der soziale Kontakt und die soziale Teilhabe ein zentraler Wert. Das gilt natürlich auch für Risikogruppen.
Anlässlich der öffentlichen Diskussion zum Infektionsschutz und zur möglichen Corona- Impfstrategie äußerte sich wir pflegen e.V. am 6. November 2020 gegenüber dem online-Medium RiffReporter:
"Bereits die erste Welle der Corona-Pandemie hat großes Leid durch Kontaktverbote und -einschränkungen offenbart. In der häuslichen Pflege haben viele sich stark isoliert, insbesondere, weil es an Schutzmaterial gefehlt hat. Dazu darf es nicht mehr kommen. Wir brauchen Maßnahmen, die größtmöglichen Infektionsschutz mit größtmöglicher Teilhabe verbinden. Hier gilt es die häusliche Pflege endlich ausreichend einzubinden. Das ist schlichtweg nicht der Fall.
Wir pflegen setzt sich dafür ein, dass Schnelltests auch für pflegende Angehörige einfach und schnell zur Verfügung gestellt werden. Das wäre ein wichtiger Schritt, um die täglichen Sorgen vor einer Gefährdung des zu pflegenden Mitmenschen, zumindest ein stückweit nehmen zu können. Neben der sehr wichtigen Einbindung von Pflegeeinrichtungen in der neuen Teststrategie der Bundesregierung, erwarten wir, dass fast 5 Millionen pflegende Angehörige, deren Arbeit eine jährliche Wertschöpfung von 44 Milliarden Euro bedeutet, nicht einfach übergangen werden.
Seit Beginn der Pandemie werden pflegende Angehörige im Infektionsschutz vielfach allein gelassen. Bei den rasant steigenden Infektionszahlen nehmen Stress und Sorge um die pflegebedürftigen Angehörigen wieder zu. Vor allem berufstätige pflegende Angehörige sind stark belastet. Zeitliche Reserven zur Entlastung – Urlaub, Überstunden und auch die auf 20 Tage erhöhte Möglichkeit der kurzzeitigen Freistellung nach dem Pflegezeitgesetz – haben viele längst aufgebraucht. Die Tagespflegeeinrichtungen, die für die Vereinbarkeit von Pflege und Beruf oft unabdingbar sind, sind nach den flächendeckenden Schließungen im März an vielen Stellen noch immer nicht im Regelbetrieb angekommen. Das führt zu Versorgungsengpässen, die die Familien auffangen müssen. Wir pflegen e.V. setzt sich für Lohnfortzahlungen für berufstätige pflegende Angehörige nach dem Infektionsschutzgesetz ein. Eine solche Regelung gab es bereits für Eltern während der Schulschließungen.
Mit Dauer der Pandemie spitzt sich die Situation in der häuslichen Pflege zu. Das geht aus den uns vorliegenden persönlichen Lageberichten von pflegenden Angehörigen deutlich hervor, und das wird mittlerweile auch von aktuellen wissenschaftlichen Studien bestätigt. Der Pflegeaufwand ist weiter gestiegen. Bei einem Großteil haben sich die Lebensqualität und der Gesundheitszustand verschlechtert. Auch pflegende Angehörige haben seit Beginn der Pandemie dieses Pflegesystem am Leben erhalten. Sie waren und sind systemrelevant. Dafür braucht es endlich mehr Wertschätzung und spürbare Anerkennung.
Die Pandemie wirft aktuell ein Schlaglicht auf die Schieflagen im Pflegesystem und belegt, dass wir eine grundlegende Pflegewende und bessere Rahmenbedingungen für die Pflege zuhause brauchen. Um die Lebensrealität und die Leistungen pflegender Angehörige im Pflegesystem zu berücksichtigen, müssen die Betroffenen dabei zukünftig deutlich früher und stärker als Expert*innen in die Erarbeitung von politischen Lösungen einbezogen werden."
Ein Teil dieses Statements ist in einen Artikel von RiffReporter eingegangen.
https://www.riffreporter.de/zukunftsreporter/corona-risikogruppe-schutz/
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