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Kommentar zur Debatte um die einrichtungsbezogene Impfpflicht


18. Februar 2022

Der Bundesverband wir pflegen e.V. warnt davor, selektive Maßnahmen zu ergreifen, die die bereits prekäre Situation in der häuslichen und stationären Pflege verschärfen, ohne gleichzeitig grundlegende Veränderungen zur Verbesserung der Rahmenbedingungen in der Pflege in Angriff zu nehmen. 

Im Zuge der Debatte um die einrichtungsbezogene Impfpflicht, die sich auch auf Hospiz­diens­te, ambulante Palliativversorgung und Einrichtungen für Prä­ventionsmaßnahmen oder ambulante Behandlungen ausweiten soll, wird der bereits bestehende Pflegenotstand in Deutschland einmal mehr deutlich. 

„Für pflegende Angehörige war es schon vor der Corona-Pandemie auf Grund des Pflegekräftemangels schwierig, Unterstützung durch ambulante Pflegedienste oder Assistenzkräfte zu erhalten. Seit der ersten Corona-Welle brachen die Unterstützungsangebote für pflegende Angehörige zeitweise völlig weg,“ erklärt der Bundesvorstand wir pflegen e. V.

Nach zwei Jahren Pandemie und Omikron hat sich laut dem Paritätischen Gesamtverband die prekäre Personalsituation in Einrichtungen und Diensten im Gesundheits- und Pflegebereich dramatisch verschärft. 

Frank Schumann, Vorstand wir pflegen e.V., zu den Auswirkungen für pflegende Angehörige: „Pflegende Eltern berichten uns vermehrt, dass Kinderintensivpflegedienste bestehende Verträge kündigen, weil ihnen schlichtweg das Personal fehlt. Die Eltern übernehmen dann auch diese Schichten und pflegen ihre Kinder Tag und Nacht, ohne jegliche Unterstützung, ohne Pause. Und ohne die Möglichkeit, die Pflegetätigkeit mit ihrem Beruf zu vereinbaren. Durch die einseitige einrichtungsbezogene Impfpflicht für Pflege- und Betreuungskräfte droht ohne angemessene Kompensation der weitere Wegfall von Pflegekräften, auch davon berichten uns pflegende Angehörige.“

 „Ziel muss sein, Pflegebedürftigen und ihren Angehörigen den höchstmöglichen Schutz und eine Minimalisierung der Übertragungsmöglichkeiten zu sichern. Doch das ist als gesamtgesellschaftliche Aufgabe zu sehen und die Auswirkungen dürfen nicht weiterhin zu Lasten der pflegenden Angehörigen gehen“, mahnt Schumann. 

Wir pflegen fordert die Politik daher auf, das Übel an der Wurzel zu bekämpfen: Es müssen endlich grundlegende Veränderungen im Pflegesystem angestoßen werden, um die Versorgung pflegebedürftiger Menschen zu gewährleisten und pflegende Angehörige zu entlasten. Gemeinsam mit allen Partnern in der Pflege fordert wir pflegen e.V. die Regierungskoalition auf, baldmöglichst einen Pflegegipfel zu verwirklichen, um deutliche Signale zur Verbesserung der häuslichen Pflege zu setzen. Dazu gehört, dass pflegende Angehörige als gleichberechtigte Partner in der Pflege an allen Pflegedialogen beteiligt werden. wir pflegen empfiehlt im Rahmen eines Pflegegipfels einen Fachbeirat zur Begleitung und Unterstützung der Weiterentwicklung der Pflege zu berufen. Diesem Fachbeirat müssen Vertreter und Vertreterinnen aller der an der Pflege beteiligten Akteure angehören. 

Häusliche Pflege darf nicht – wie bisher – zu sozialer, gesellschaftlicher, beruflicher und finanzieller Benachteiligung führen. Handlungsempfehlungen legte der Bundesverband den Koalitionsverhandlern und der neuen Bundesregierung bereits im November vergangenen Jahres vor. Wir pflegen wird Anfang März weitere, ergänzende Ausarbeitungen veröffentlichen. Zudem stehen pflegende Angehörige als Expert*innen für Gespräche bereit – damit bei Entscheidungen im Gesundheits- und Pflegebereich mit pflegenden Angehörigen und nicht über sie gesprochen wird.

Pressekontakt:
wir pflegen – Interessenvertretung und Selbsthilfe pflegender Angehöriger e.V.
Referentin für Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit
Lisa Thelen
E-Mail: lthelen(at)wir-pflegen.net

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