07. März 2023
Berlin. Für Frauen ist das Risiko durch häusliche Pflege zu verarmen besonders hoch. Der Bundesverband wir pflegen e.V. fordert, eine Lohnersatzleistung für pflegende Angehörige einzuführen, Entlastungsangebote auszubauen und das Ehegattensplitting abzuschaffen.
72 Prozent der Menschen, die Angehörige zu Hause pflegen, sind weiblich. Die Pflege eines Angehörigen bedeutet für Frauen eine hohe emotionale und körperliche Belastung und endet oft in prekären finanziellen Lebenslagen. Häufig können sie nur in Teilzeit arbeiten oder müssen ihren Beruf aufgrund fehlender Unterstützungsangebote ganz aufgeben. Schon heute ist jede vierte pflegende Frau laut einer Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung armutsgefährdet.
„Wer in der Familie die Sorgearbeit übernimmt, wird überwiegend nach rationalen und ökonomischen Kriterien entschieden. Der Gender Pay Gap führt dann dazu, dass überwiegend Frauen Sorgearbeit leisten. Aber auch tradierte Rollenbilder tragen dazu bei“, erklärt Edeltraut Hütte-Schmitz, Vorständin und pflegepolitische Sprecherin des Bundesverbandes wir pflegen e.V.
„Die im Koalitionsvertrag vereinbarte Lohnersatzleistung für pflegebedingte Auszeiten muss kommen,“ drängt Hütte-Schmitz. „Das wäre ein wichtiger Schritt für eine gerechtere Verteilung von Pflegeverantwortung. Eine Lohnersatzleistung analog dem Elterngeld würde pflegenden Angehörigen und insbesondere Frauen ermöglichen, die Berufstätigkeit temporär ohne erhebliche finanzielle Einbußen zu reduzieren. Eine Lohnersatzleistung wäre auch für Männer ein Anreiz, mehr Pflege zu übernehmen.“
Um darüber hinaus eine bessere Vereinbarkeit von Pflege und Beruf zu gewährleisten, müssen die ambulanten und teilstationären professionellen Pflegeangebote sowie die haushaltsnahen Dienstleistungen ausgebaut werden. Aktuell stehen für die fast 4,2 Millionen Pflegebedürftigen, die im häuslichen Bereich versorgt werden, noch nicht einmal 99.000 Tagespflegeplätze zur Verfügung.
„Zur Schließung der Lohn- und Rentenlücke zwischen Frauen und Männern ist außerdem die Abschaffung bzw. der Abbau des Ehegattensplittings auf das verfassungsrechtlich mögliche Mindestniveau unabdingbar. Das Ehegattensplitting führt oft dazu, dass Frauen nur in Teilzeit arbeiten und häufiger Pflegeaufgaben übernehmen. Dadurch erzielen sie dauerhaft geringere Einkommen und erwerben niedrigere Rentenansprüche“, so Hütte-Schmitz.
„Die Regierungskoalition hat pflegenden Angehörigen eine Lohnersatzleistung und bessere Unterstützung versprochen. Zum Weltfrauentag gilt es, Versprechen zu halten!“ ergänzt Hütte-Schmitz.
Pressekontakt:
wir pflegen – Interessenvertretung und Selbsthilfe pflegender Angehöriger e.V.
Lisa Thelen, Referentin für Kommunikation
E-Mail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.
Telefon: 0174 3243404